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Für den Eintritt in die christliche Kirche ist der Ritus der Taufe Bedingung. Dabei werden heutzutage Kinder und Erwachsene, die sich zum christlichen Glauben bekennen, unter Gebet mit etwas Wasser übergossen. Dieses Bild von Reinigung und Neuschöpfung im “Wasser des Lebens” bezieht sich auf biblische Ereignisse und das überlieferte Handeln von Jesus Christus selbst.
Im Mittelalter entwickelte sich die frühe Taufe von neugeborenen Kindern, um sie im Falle eines frühen Todes in Gottes Hand zu wissen. Wurden Erwachsene seit alters her durch völliges Untertauchen in Gewässern oder großen Becken getauft, so wurden für die Kindstaufe entsprechende kleinere Becken – “Taufkessel” – geschaffen.


Der in der nordöstlichen Chorkapelle (im Plan Nr. 6) befindliche bronzene Taufkessel (Fünte) gehört zu den ältesten und bedeutendsten Kunstwerken der Marienkirche. Ostern (2. April) 1290 wurde er in Gebrauch genommen. So besagt es eine Inschrift am unteren Rand des Deckels. Der Name des Künstlers ist nicht bekannt. Die zwischen der Rostocker Fünte und der um 40 Jahre älteren im Hildesheimer Dom bestehenden Ähnlichkeiten legen die Vermutung nahe, dass es sich bei den Künstlern um eine Meister-Schüler-Beziehung handeln könnte.

Die Fünte ist in drei Teile gegliedert: Das Gesamtwerk wird von vier bärtigen Männergestalten getragen. Sie halten Krüge in den Händen, aus denen Wasser strömt. Sie tragen die Aufschriften Aer (Luft), Aqua (Wasser), Ignis (Feuer), Terra (Erde) – das sind die Elemente der Welt nach damaliger Vorstellung.

Der Mittelteil bildet in anschaulicher Weise das Leben Jesu ab. Die aus 21 Bildern bestehende Lebensgeschichte beginnt mit der Verkündigung des Engels Gabriel an Maria und endet mit der Auferstehung Jesu und mit seiner Begegnung mit Maria Magdalena.

Der Deckel zeigt vier Löwenköpfe, die je einen Ring halten, mit dessen Hilfe der Deckel gehoben werden kann. Taufe und Himmelfahrt Jesu sind die herausragenden Darstellungen auf dem Deckel. Daneben sind Frauen und Männer – vermutlich Heilige – Bischöfe und Märtyrer zu sehen. Das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen hat auf dem Deckel ebenfalls seinen Platz gefunden.

Bekrönt wird das Gesamtwerk von einem Adler, der die Kraft und den Schutz Gottes symbolisiert.

Die Inschriften auf dem Mittelteil der Fünte geben das „Ave Maria“ und das „Salve Regina“ wieder. Beide Gebete waren Bestandteil der mittelalterlichen Taufliturgie.

Der Rostocker Theologe Gottfried Holtz sieht in den Figuren der Fünte das Nizänische Glaubensbekenntnis in seinen drei Artikeln dargestellt, wobei er die Elemente-Figuren als Hinweis auf Gott den Vater, die Darstellungen aus dem Leben Jesu auf dem Kessel selbst als Hinweis auf Gott den Sohn und die figürliche Gestaltung des Deckels als Bild des Wirkens von Gott dem Heiligen Geist interpretiert.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kunstwerk, um es vor der Zerstörung zu schützen, vergraben. Darunter hat das Metall sehr gelitten. Ostern 1990 beging die St.-Marien-Gemeinde das 700jährige Jubiläum der Fünte mit einem festlichen Taufgottesdienst.

Zur jährlichen Feier der Osternacht versammeln sich die Täuflinge um die Fünte und werden dort getauft.

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